I'm preying on you tonight
Duncan Nivis am
31.05.1265
Duncans Alterego Rhage trifft auf Nivis...
Der warme Frühsommerwind der Nacht strich durch ihren Pelz, einer Einladung gleich, dass die Fähe einen Moment lang den Genuss auskostend die Augen schloss. Was ihre Augen gerade nicht mehr erfassen konnten, wurde umso mehr von den spielenden Ohren und der sensiblen Nase aufgefangen.
Durch die Jagd und das Fressen waren die Tiere in unmittelbarer Nähe verstummt. Das Heulen hatte zeitweise für noch etwas mehr Stille gesorgt, doch etwas weiter entfernt konnte sie Flügelschlagen hören und das Kreischen einer Eule. Tiere, die aus dem Schlaf gerissen worden waren und jetzt zusahen, Distanz zwischen sich und dem Ursprung des schaurigen Lautes zu bringen.
Leichte Belustigung schimmerte in den glühenden Augen, als sich die Augenlider wieder hoben und sie auf den Rüden blickte, der sich gewälzt hatte, ehe sie mit der Zunge einer Frage gleich über seine Schnauze gefahren war und dabei seine Züge neugierig, ja gar interessiert, studierte.
Ungewiss, wie er letztlich reagieren mochte. Sein anfänglich provokantes Verhalten schien verschwunden – und so, wie es jetzt war, würde Nivis es sogar als ganz angenehm bezeichnen. Seine Körpersprache gab ihr nicht den Eindruck, sich hüten zu müssen – es war daher schon überraschend leicht, sich dem wohligen Gefühl der Gesellschaft hingeben.
Ein sachter Schauer zog sich ihre Wirbelsäule entlang ob des Grollens und sie selbst spürte, wie es in ihrer Kehle vibrierte, als sie seiner Zustimmung nachkommend wieder mit der Zunge über seine blutgetränkte Schnauze fuhr und er ihr die gleiche Behandlung zukommen ließ, die ein Teil der Schwere von ihrem Herzen nahm und sie an alte Zeiten erinnerte. Mit Sehnsucht daran erfüllte.
Tief einatmend sog sie seinen Geruch in die Lungen. Dieser Hauch beinahe vergessener Normalität, entspannte sie sich letztlich beinahe vollkommen und suhlte sich regelrecht darin. Wer wusste, wie lange sie davon wieder würde zehren müssen. Ob sie den Wolf hiernach nochmal wiedersah, während die animalischen Instinkte, die sonst eigentlich kein Interesse daran hatten, zu teilen, sie die Klauen etwas in die Erde fahren ließen. Sie wollte
mehr davon.
Mehr Gesellschaft. Mehr Nähe zu jemandem, der sie
verstand und war … wie sie.
Uralte Triebe, die danach verlangten, ihre Klauen in ihn zu schlagen und bei sich zu behalten, während die gegenseitige Fellpflege eine ganz eigene Bindung schuf wie auch normale Wölfe sie auf diese Weise pflegten und einander näherbrachten. Eine Bestätigung der Bande im Rudel.
Der Familie.
Näher herantretend, veränderte die Ulfhedinn ihre Position, dass sie mit entspannt pendelnder Rute und einem fast schon verspielten Ausdruck auf den Wolfszügen direkt über ihm stand, die Pranken links und rechts von ihm gebettet, ehe sie den Kopf an seiner Wange rieb und dann amüsiert schnaubend mit der Zunge gegen den Strich über das Fell an seinem Hals leckte und schließlich neckisch dort knabberte.
Eine Pranke vom Boden lösend, strichen die scharfen Klauen das Fell hinterher wieder glatt und kraulten den Rüden am Ende gar mit einer Freude auf den Wolfszügen, die sie schon verloren geglaubt hatte.
Unter ihrem eigenen Fell spürte sie die Gänsehaut, die allerdings mehr als willkommen war, je mehr sie seinen Geruch einatmete und sich diesen einprägte, ein entspanntes Grollen in der Kehle, das ihre Zufriedenheit ausdrückte.
Mit der Zunge über die eigenen Lefzen fahrend, machte sie schließlich einen eleganten Satz zur Seite, ein herausforderndes Funkeln in den Augen, als sie wie ein Welpe in Spiellaune den Oberkörper gen Boden neigte. Spannung in den Muskeln, als sie ihn gar einladend betrachtete – ehe sie sich mit einem Wolfsgrinsen umdrehte, einem seltsamen Rausch nachgebend, der auf allen Vieren tiefer in ihr Revier treiben würde. Darauf hoffend, dass er sich auf die die Gelegenheit des
Laufens einließ, waren die Ohren nach hinten gedreht und sie hielt nach ein paar Metern gespannt an, hinter sich schauend.
Der Hirsch hatte ihnen kaum etwas abverlangt, doch Nivis spürte, dass sie noch reichlich energiegeladen war und etwas von dem Kribbeln in ihren Läufen loswerden musste. Den kühlen Wasserlauf inmitten des Waldes zu erreichen, erschien ihr dabei wie ein überaus reizvolles Ziel – und sofern Rhage sich auf spielerische Jagd einließ, würde sie voller Euphorie über den vertrauten Grund und Boden hetzen, welche alte Instinkte und Triebe nährte, die älter waren als alles, was sie kannte.
13.04.2024, 00:15