Cahir Mawr Dyffryn aep Ceallach erblickte im Frühjahr des Jahres 1241 auf der Veste Darn Dyffra, dem Stammsitz seiner Familie in Vicovaro das Licht der Welt. Natürlich ahnte der kleine Junge da noch nichts von den Pflichten und Rechten, die seine Geburt in den Adelsstand mit sich bringen würde und das sein Weg dadurch in mancherlei Hinsicht bereits vorgezeichnet war. Vorerst war er der Neuzugang in der Familie, der bereits zwei ältere Brüder und Schwestern besaß. Zwei Jahre später folgte eine weitere Schwester. Die ersten Lebensjahre verbrachte Cahir also im Schoße der Familie, mit kindlichem Spiel und schließlich dem ersten Unterricht in Lesen, Schreiben und Rechnen. Seine Kindheit endete auf zweierlei Arten in seinem siebten Lebensjahr.

Einmal jäh und einmal von langer Hand geplant. Jäh, weil sein Bruder Aillil im Sommer bei der Niederschlagung eines Aufstandes in Nazair getötet wurde und Cahir dadurch das erste Mal mit dem Tod konfrontiert wurde. Er schwor seiner Mutter die Nordlinge dafür zu hassen, was sie seinem Bruder und seiner Familie angetan hatten. Das weniger jähe Ende seiner Kindheit, weil lang geplant, ereignete sich im Herbst desselben Jahres: Cahir wurde Page am Hof eines befreundeten Adeligen, sein erster Schritt auf dem Weg zum Ritterschlag. Das bedeutete den Abschied von zu Hause, auch wenn er zunächst in Vicovaro verblieb.

Die Trennung von seiner Familie fiel Cahir schwerer als er selber zugegeben hätte. Schließlich war er nun quasi erwachsen und konnte in seiner neuen Stellung keine solche Schwäche zeigen. Deswegen steigerte er sich in seine neuen Aufgaben hinein und vergaß den ursprünglichen Kummer darüber. Neben den Dienst für seinen Herrn bekam er weiter Unterricht in den unterschiedlichsten Dingen, erlernte beispielsweise die höfischen Umgangsformen und begann auch mit den einfachen und grundlegenden Waffenübungen. Letztere gefielen ihm besonders gut, viel besser als die Lektionen im Lautenspiel. Außerdem freundete er sich mit dem ältesten Sohn des Hauses an, der ungefähr das gleiche Alter hatten wie er selbst. Von daheim gab es öfter Nachricht und er konnte durch die räumliche Nähe auch zur Hochzeit seiner ältesten Schwester reisen. Insgesamt erwies sich Cahir als pflegeleichter Junge, der sich den Unterweisungen fügte – sie aber auch selten hinterfragte. Alles schien eben zu einer natürlichen Ordnung der Dinge zu gehören.

Im Jahr 1255 kehrte Emhyr var Emris nach Nilfgaard zurück und eroberte den Thron, der ihm rechtmäßig zustand. Nach dem Tod des Usurpators mussten natürlich die meisten Positionen neu besetzt werden. Ceallach Dyffryn aep Gruffyd, Cahirs Vater, wurde als Seneschall an den Hof bestellt. Neben seiner Frau und der jüngsten Tochter nahm er auch Cahir mit in die Hauptstadt. Die neue Stellung hatte Möglichkeiten eröffnet und so wurde der junge Mann Knappe Aldert Coehoorns, eines jüngeren Bruders des Feldmarschalls. Hier im Herzen des Reiches wurde Cahir seine vicovarische Herkunft das erste Mal richtig bewusst, aber er adaptierte die feinen Unterschiede in Gebräuchen und Sitten schnell. Auch seinen Aufgaben kam er mit Eifer nach und verfeinerte die eigenen Fähigkeiten.

Es waren friedliche Jahre und so konnte Cahir Aldert nur auf Turniere begleiten, nicht in die Schlacht, auch wenn sie sich für eine Weile in den nördlichen Grenzgebieten aufhielten. Eine richtige Bewährung fand er schließlich in Form eines Überfalles einer überheblicher Gruppe Räuber. Bei dieser Gelegenheit rettete er nicht nur Aldert beherzt das Leben, sondern beschützte auch die Tochter eines Herzogs, deren Geleitzug sie unterstützten. Seine Mut belohnte man ihm mit dem Ritterschlag, denn seine Ausbildung hatte er inzwischen abgeschlossen. Einen besseren Anlass gab es nicht, auch zum Zwecke der Propaganda über die Nilfgaarder Ritterschaft, die heroisch Jungfrauen in Nöten verteidigte. Cahir war nur erleichtert, dass man ihn nicht auch noch mit dem Mädchen verlobte.

Der frischgebackene Ritter war sich noch nicht sicher, wohin ihn seine weitere Laufbahn führen würde. Die Entscheidung wurde ihm allerdings abgenommen, als Vattier de Rideaux persönlich an ihn herantrat. Cahir war allein schon durch seine überragenden Kenntnisse der Gemeinsprache interessant. Der Leiter des militärischen Geheimdienstes wusste ganz genau welche Knöpfe er drücken musste um den jungen Adeligen für sich zu gewinnen. Und es funktionierte hervorragend. Cahir war geschmeichelt von der Aufmerksamkeit und die Möglichkeiten, die sich ihm so boten. Er hatte den kindlichen Schwur seiner Mutter gegenüber nicht vergessen und die Aussicht direkt in den Nördlichen Königreichen zu agieren war allzu verlockend.

Also begann eine weitere Ausbildung, die schließlich mit ersten Aufträgen in Verden und Brugge endete. Cahir bewährte sich erneut. Schließlich wurde er jedoch im Auftrag des Kaisers selbst zurück in die Hauptstadt gerufen. Emhyr var Emreis ernannte ihn dort zum Grafen, in Anerkennung für seine Verdienste um das Reich in so jungen Jahren. Ein reiner Titulartitel, aber Cahir war nicht ganz auf den Kopf gefallen. Er ahnte, dass ihn dies präventiv weiter an den Herrscher binden sollte. Und tatsächlich kam es zu einer Unterredung unter vier Augen. Er erhielt den Auftrag mit dem nilfgaardischen Heer gen Norden zu Reisen und in Cintra Prinzessin Cirilla Fiona Elen Riannon zu ergreifen und sicher nach Nilfgaard zu geleiten.

Also zog Cahir mit der Nilfgaardischen Armee unter Führung des Feldmarschalls Menno Coehoorn gen Norden. Offiziell war er einer der Adjutanten des Heerführers, hatte während der Eroberung Cintras aber natürlich anderen Zielen nachzugehen. Es gelang ihm sogar Cirilla im Chaos der umkämpften Stadt aufzuspüren, mit sich aufs Pferd zu ziehen und zu fliehen. Allerdings entwischte ihm das zunächst bewusstlose Mädchen in der Nacht und nach gründlicher, aber erfolgloser Suche kehrte Cahir wieder zur Armee zurück.

Mit dieser zog er weiter nach Sodden, wo er die desaströse Niederlage der nilfgaardischen Truppen miterlebte. Während Feldmarschall Coehoorn sich mit den Resten der Armee nach Cintra zurückzog geriet Cahir in den Wirren der Schlacht in Gefangenschaft. In den Händen der Bruderschaft der Zauberer wurde er nach Aretuza gebracht. Dort durchlebte er die Folter, auf welche er in seiner Ausbildung durchaus vorbereitete worden war. Er schwieg vehement, zahlte dies aber mit Schmerzen, von denen er bis dahin nicht geglaubt hatte sie spüren zu können. Dazu kam Furcht vor dem, was noch kommen würde. Er bereute seinen Lebensweg nicht, wohl aber, dass er Cirilla nicht in Sicherheit gebracht hatte.

Rettung kam letztlich in letzter Minute und von unerwarteter Seite: Statt seine Exekution durchzuführen, wie man es von ihr verlangte, befreite die Zauberin Yennefer von Vengerberg ihn und sie flohen gemeinsam. Zunächst nach Oxenfurt, wo sich ihre Wege allerdings trennten. Cahir kehrte nach Cintra zurück, dass noch immer von Nilfgaard besetzt war. Dort ließ er sich selbst kaum Zeit um sich wieder zu fangen und seine Erlebnisse zu verarbeiten. Ciris Spur wiederzufinden würde schließlich schwer genug werden. Und mit leeren Händen konnte er schwerlich in die Heimat zurückkehren und etwas anderes als den Tod erwarten. Während die Armee sich also auf den nächsten Vorstoß in Richtung Norden vorbereitete brach Cahir schließlich allein in die Richtung auf, um seinem Auftrag endlich genüge zu tun. Oder dem eigenen Verlangen, dass Mädchen wiederzusehen. Da war wenig Unterschied und er verstand noch weniger, was in ihm vorging.